Sonntag, 12. Februar 2012

Gezeichnete Wahrheiten

Nachdem ich gestern in der aktuellen Printausgabe des Stern (7/2012) ein Interview mit Torsten Hinrichs, dem Chef der Rating-Agentur Standard & Poor in Deutschland gelesen habe, finde ich den aktuellen Cartoon im Standard ziemlich passend. Gezeigt wird ein Grieche, der nackt und frierend am Straßenrand steht und seine letzte Hose an den Fahrer eines Autos mit dem Kennzeichen "EU" übergibt. Der Fahrer sagt zu den anderen vier Männern, die im Anzug im Auto sitzen "Guten Willen zeigt er ja, warten wir mal ab, wie er sich hält". 

Zu finden ist der Cartoon unter der folgenden Url:

http://derstandard.at/1324501716148/Cartoons-Griechenland-zieht-blank

Eine der Kernaussagen des Interviews im Stern  ist für mich jene Antwort Hinrichs auf die Frage, warum Italien als reiches Industrieland momentan gleich geratet ist wie Kasachstan und Thailand. Hinrichs meint darauf, dass Kasachstan und Thailand ja im Gegensatz zu Italien ihre Währung abwerten können. Wie Stern-Interviewer Frank Donovitz und Lorenz Wolf-Doettinchem treffend bemerken, führt dies zu Inflation. Hinrichs antwortet darauf, dass Rating-Agenturen zum Ziel haben, die Wahrscheinlichkeit vorauszusagen, dass Anleger Zins und Tilgung termingerecht bekommen. Wie viel das Geld in dem Land zu diesem Termin wert sein wird, sei irrelevant. Die Frage, ob Länder, die ihre Schulden durch Inflation entwerten können, dann besser geratet werden, beantwortet Hinrichs meiner Meinung nach ausweichend mit einem Hinweis darauf, dass ein einzelnes Kriterium für ein Rating nicht ausreichend ist. Nachzulesen ist das Interview in der Stern Printausgabe 7/2012.

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