"Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es" (Novalis)
Dieses Zitat habe ich im Buch "Ende der Märchenstunde: Wie die Industrie die
Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt" von Kathrin Hartmann gelesen, das sich kritisch mit Lohas und deren "korrektem Konsum", d.h. Konsum von nachhaltig oder biologisch produzierten Dingen auseinandersetzt. Sehr empfehlenswert ist auch der
Blog der Autorin, der sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzt.
Obiges Zitat findet sich im Kapitel "Gemeinsam einsam", das das Thema Konsum als Sinnersatz behandelt. Als Beispiel werden die Filialen der Münchner Hofpfisterei in Berlin genannt, die das originale Münchner
Pfisterbrot verkaufen. Das handgefertigte Biobrot wird zu 60 Prozent in München vorgebacken, da es wie die Autorin bemerkt, anscheinend "die Luftfeuchtigkeit der Stadt und den bayrischen Luftdruck" braucht um schließlich nach Berlin gebracht zu werden und dort zu gehobenen Preisen, bis zu
6,40 Euro pro Kilo verkauft wird.
Nichts gegen Bio, ich kaufe ja selber gerne Bio. Auch nichts gegen die Hofpfisterei, die sicherlich sehr gutes Brot auf vernünftige und nachhaltige Art und Weise herstellt. Die Hofpfisterei wurde übrigens unter den "Top 3 Deutschlands nachhaltigste Unternehmen" beim
Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2011 gereiht. Leisten können sich so einen Luxus aber nicht alle. Ein so kostenintensiver Lifestyle (und das ist es doch,
wenn wir ehrlich sind), nämlich das Kaufen von exquisiten Lebensmitteln,
die nicht nur gesund sondern auch ökologisch korrekt produziert worden
sind, schließt den Großteil der Weltbevölkerung inhärent aus.
Außerdem ist das Konzept der Bewertung von Nachhaltigkeit zu hinterfragen, wenn ebenfalls beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2011 große Konzerne wie zum Beispiel der Chemiekonzern Bayer für Nachhaltigkeit ausgezeichnet werden (in der Kategorie "Deutschlands nachhaltigste Initiativen").
Auch ich glaube irgendwie daran, dass die Welt durch Nachhaltigkeit verbessert werden kann. Das Buch zwingt jedoch die Leser zu hinterfragen, ob Nachhaltigkeit wirklich über veränderten Konsum erreicht werden kann. Ob es nicht richtiger wäre, stattdessen Verzicht im Konsum zu üben. Auf jeden Fall regt es an, sich nicht gemütlich zurückzulehnen, weil man bei Hofer nur mehr aus dem Biosortiment kauft. Wer glaubt, damit schon einen Beitrag geleistet zu haben, der irrt.